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Frankreich will vom Atomstromüberschuss profitieren: Gesetzgeber schlägt Bitcoin-Mining vor

Frankreich will vom Atomstromüberschuss profitieren: Gesetzgeber schlägt Bitcoin-Mining vor

17 Juli 2025

Caleb Reid
Caleb Reid

Auf der letzten Sitzung der Nationalversammlung legte eine Gruppe von Abgeordneten einen Gesetzentwurf für ein fünfjähriges Experiment vor, bei dem überschüssige Megawatt von Kernkraftwerken und Anlagen für erneuerbare Energien in Einnahmen aus dem digitalen Goldbergbau umgewandelt werden sollen. Die potenziellen Einnahmen werden auf 100-150 Mio. USD pro Jahr geschätzt, wenn 1 GW überschüssige Kapazität genutzt wird, was mit den Exporteinnahmen eines durchschnittlichen Energieversorgers vergleichbar ist. Mit der Initiative soll eine kostspielige Anomalie behoben werden: Im März zahlte der Netzbetreiber den Nachbarländern bis zu 12 000 Euro pro Megawattstunde, um überschüssigen Strom loszuwerden.

Die Kernenergie deckt 70 % des Strombedarfs des Landes, aber die Reaktoren sind träge. Wenn der Verbrauch sinkt, schalten sich die Turbinen nicht ab und die Kilowattstunden werden zu Verlusten. Der Bergbau ist flexibel: ASIC-Container können innerhalb von Minuten ein- und ausgeschaltet werden, und der Verbrauch wächst linear mit der Leistung. Der Gesetzentwurf sieht vor, Energie zu einem variablen Tarif zu kaufen, wodurch das Computing zu einem Puffer für das Energiesystem wird und die Großhandelspreise stabilisiert werden.

Die Entwickler haben auch die thermische Komponente berücksichtigt. Die Minen geben bis zu 97 Prozent der verbrauchten Energie als Wärme zurück; preiswerte Wärmetauscher ermöglichen es, Gewächshäuser zu heizen oder Holz zu trocknen. In Schweden versorgt ein 600-kW-Container ein 300 m² großes Gewächshaus selbst bei -30 °C, und Norwegen nutzt Abwärme zum Trocknen von Holz. Französische Agrarregionen sind bereit, ähnliche Systeme einzuführen.

Ein früherer Versuch, das Bitcoin-Mining im gesetzlichen Rahmen zu verankern, scheiterte im Juni aus verfahrenstechnischen Gründen, aber die neue Version fand die Unterstützung einiger Zentristen. Der Minister für digitale Wirtschaft rief dazu auf, das Projekt "ohne Ideologie und mit Fokus auf die Wirtschaft" zu bewerten. Ein Sonderausschuss hat bereits Anhörungen mit Energie- und Klimawissenschaftlern sowie Geräteherstellern angesetzt.

Der internationale Hintergrund drängt auf Maßnahmen. Bhutan, El Salvador und mehrere US-Bundesstaaten nutzen Wasserkraft und Geothermie für den Bergbau und verwandeln überschüssige Energie in harte Währung. Französische Abgeordnete warnen, dass die Langsamkeit Steuereinnahmen und technologische Arbeitsplätze gefährdet.

Die Wirtschaftlichkeit des Projekts hängt direkt vom Markt ab: Bei einem Bitcoin-Preis von 120.000 Dollar könnten die täglichen Einnahmen aus 1 GW Hash mehr als 410.000 Dollar betragen. Selbst nach den Investitionskosten sind die Gewinnspannen höher als die Erträge aus dem Stromexport. Ein zusätzlicher Effekt ist die Verringerung der Abschaltzyklen der Reaktoren, was eine Verlängerung ihrer Lebensdauer bedeutet.

Umweltschützer argumentieren immer wieder, dass die nukleare Stromerzeugung so gut wie kein CO₂ ausstößt und dass die Nutzung von "zusätzlichem" Strom die Gesamtleistung nicht erhöht. Darüber hinaus entlastet der Bergbau die Wasserspeicher, deren Modernisierung Milliarden Euro kosten dürfte.

Der Energiesektor betont, dass für das Pilotprojekt keine Subventionen erforderlich sind - private Konsortien werden die Investitionen übernehmen, und der Staat wird sich auf einen regulatorischen Rahmen und eine Prüfung beschränken. Wenn das Parlament dem Experiment zustimmt, könnten die ersten Servereinheiten bis März 2026 an den Standorten der Kernkraftwerke aufgestellt werden, und die zusätzlichen Megawatt könnten einer unerwarteten, aber profitablen Nutzung zugeführt werden.

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